Mucor racemosus
Schimmelpilz; so genannter Köpfchenschimmel, gehört zu den Zygomyzeten (Jochpilzen) und ist ubiquitär im Erdboden verbreitet.
Die Art kann vor allem auf Getreidesamen (Weizen, Roggen, Reis), verschimmeltem Heu, Tomaten, Erdnüssen, Tee, gefrorenen Kuchen und Fleisch, und auch auf Mist und Kot nachgewiesen werden.
Mucor racemosus weist eine sehr hohe Toleranz gegenüber Temperaturschwankungen auf und kann in einem Bereich von -4°C bis 37°C, mit einem Optimum zwischen 20-25°C, wachsen. Daher ist auch ein Verderb gekühlter Lebensmittel (Fleisch, Süßspeisen) möglich.
In tropischen Regionen und in Asien wird der Mucor racemosus zur Fermentation von Nahrungsmitteln genutzt. So wird in China und Taiwan ein Sojakäse (Sufu), in Mexiko ein Getränk aus Mais (Pozol) und in Indonesien ein Gericht aus der Cassava-Wurzel (Tape) mit der Hilfe von Mucor racemosus hergestellt.
In Innenräumen und Stallungen treten Mucor-Arten oft bei Feuchtschäden auf.
Über die Aufnahme oder den Kontakt mit verschimmeltem Heu kann der Mucor racemosus als Krankheitserreger bei Tieren, vor allem Pferden und Rindern, in Erscheinung treten. Eine Infektion kann zu Stauungen in Gefäßen, Bluterkrankungen und Euterödemen führen.
Die Pilzsporen breiten sich über die Luftwege oder den Speisetrakt aus und gelangen in das Gefäßsystem. Das auskeimende Myzel wächst in die Gefäßwände ein und führt so zu Pseudothrombosen mit massiven Gewebszerstörungen und Nekrosen.
Infektionen treten beim Menschen sehr selten auf, doch können Vertreter der Gattung Mucor auch beim Menschen Allergien und sogar akute Pilzinfektionen verursachen. Septische Mucor-Mykosen mit tödlichem Ausgang sind ganz vereinzelt bei schwerkranken, immun geschwächten Intensiv-Patienten beschrieben worden.
Die ebenso selten auftrenden Mucor-Mykosen betreffen vor allem den Nasen- und Gesichtsbereich und sind durch einen sehr schnellen Krankheitsverlauf gekennzeichnet mit starken Gewebszerstörungen und Nekrosen. Beschrieben wurde der Fall einer seltenen chronischen Mucor Sinusitis mit Bildung eines Mycetoms (Geschwulst).
Enderlein identifizierte den Mucor racemosus als potentiellen Krebserreger. Er vertrat die Auffassung, dass dieser Schimmelpilz vor hunderten Millionen Jahren, im Zeitalter des Kambrium als es zur "Arten-Explosion" kam, in Symbiose mit den Vorläuferorganismus aller Säugetiere getreten sei. Im Laufe der Jahrmillionen habe sich dieser "Parasit" derart an seinen Wirtsorganismus angepasst, dass er symbiontische Eigenschaften errungen habe. Die beiden wesentlichen Elemente der Blutgerinnung, das Fibrin und die Thrombozyten, sind dabei Bestandteile dieser "Ursymbiose".